Lädst du noch Dateien hoch oder machst du schon E-Learning?

Schaut man sich die Umfragen der letzten Jahre zum Thema E-Learning an, stellt man fest, dass die am häufigsten eingesetzte Form des virtuellen Lehrens, vollkommen unabhängig von der eingesetzten Technik, die Bereitstellung von Lehrmaterialien ist. Viele die überzeugt von sich behaupten, sie betreiben E-Learning machen nichts anderes als ihre bisherigen Skripte über das Netz zu verteilen. Wenn man Glück hat zumindest in einem internetfähigen und plattformübergreifenden Format. Eine Weiterentwicklung der Content-Bereitstellung ist die Distribution von Videos über das Internet. Zwar wird hier das multimediale Potenzial des Mediums genutzt aber letztendlich handelt es sich dabei erst einmal genauso um Content wie bei den Download-Texten.

Zu einem wirklichen Lehr-/Lernszenario wird der Content erst dann, wenn man ihn mit Lernaktivitäten und kommunikativen Möglichkeiten verknüpft oder sogar komplexere Lehr-/Lernszenarien entwickelt. Der Content muss auch nicht zwingend im Mittelpunkt stehen. Er kann auch als Mittel zur Lösung von Problemen oder zur Bearbeitung von praktischen Aufgaben betrachtet werden. Diese andere Perspektive öffnet den Blick und erweitert die Herangehensweise an das Thema E-Learning. Man könnte sich auch fragen: Muss ich überhaupt spezifischen Online-Content zur Verfügung stellen oder ist es nicht viel sinnvoller wenn die Lernenden selbst ihren Content recherchieren oder erstellen? Benötigen die Lernenden heute nicht eher gute Ausgangspunkte für die weitere Recherche neben dem Google-Mainstream? Die aktuelle Herausforderung für Lehrende wäre somit weniger für jede Lehrveranstaltung umfangreichen Online-Content zu erstellen, als die vielfältigen vorhandenen Ressourcen optimal zu nutzen und aktivierende, interessante Lehr/Lernarrangements wie Online-Seminare, Webquests, Online-Rallyes, Plan-Rollenspiele zu entwickeln. Dabei geht es eher um motivierende, kreative und lernförderliche Ideen als um möglichst professionell und teuer erstellten Content. Machen Sie die Lernenden zu Entdeckern und nicht zu Wissensempfängern.

Wen diese Herangehensweise interessiert, für den ist das nächste E-Learning Shorty des VCRP interessant. Am 25.8. führt der VCRP gemeinsam mit der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer ein E-Learning Shorty zum Thema „E-Learning jenseits von Content Bereitstellung – Neue Ideen für die medienunterstützte Lehre“ durch. Die zweistündige Präsenz-Veranstaltung geht der Frage nach „Wie kann man Online- und Blended-Learning Szenarien ansprechend und didaktisch sinnvoll umsetzen? Zielgruppe sind Lehrende aus dem Hochschulbereich.

Online-Coaching

Der VCRP startet mit einem neuen E-Learning Format. In diesem Wintersemester wird zum ersten mal das Online-Coaching bezüglich individueller E-Learning Veranstaltungen bzw. Projekten angeboten. Mit dieser intensiven Weiterbildungsform sollen vor allem Hochschullehrende angesprochen werden, die bereits über erste E-Learning Erfahrungen und/oder Kenntnisse verfügen und die ihr Angebot optimieren und weiter ausbauen möchten. Während des kompletten Wintersemesters 2013/2014 werden die TeilnehmerInnen, also die Coachees, bei ihrer E-Learning Durchführung begleitet. Während die meisten Online-Weiterbildungen und Online-Kurse eher die Vorbereitung von E-Learning im Fokus haben, geht es hier um die Begleitung und Reflexion während der Durchführung einer E- oder Blended-Lehrveranstaltung. Häufig tauchen während der Durchführung Fragen oder Probleme auf, die vorher gar nicht gesehen wurden. An dieser Stelle greift das Online-Coaching mit der Möglichkeit, das Geschehen mit einem E-Learning Experten (Coach) zu reflektieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass neben den individuellen Projekten und Veranstaltungen auch eine Vernetzung der Coachees stattfindet.

Los geht es am 10.9. in Kaiserslautern mit der Kickoff-Veranstaltung. Das eigentliche Online-Coaching beginnt am 10.10. und dauert das gesamte Semester. Anmeldungen werden bis zum 4.9.2013 entgegen genommen.

Online-Collaboration

Gerade durch die Zunahme von Social Media rückt auch die Zusammenarbeit im Rahmen von Lehr-/Lernprozessen wieder mehr in den Vordergrund. Übersehen wird dabei, dass es sich beim kollaborativen online-basierten Lernen nicht um ein neues Konzept handelt, sondern, dass die Wurzeln bereits weit zurückreichen. Unter dem Stichwort CSCL (Computer Supported Cooperative/Collaborative Learning) wurden bereits früh entsprechende Ansätze entwickelt, die heute noch ihre Gültigkeit haben, auch wenn sich die Werkzeuge teilweise etwas geändert haben. Der Virtuelle Campus Rheinland-Pfalz greift in seinem nächsten Online-Seminar das Thema „Collaboration – Kooperative Methoden und virtuelle Betreuung“ auf. Dabei geht es um Fragen wie

  • Wie moderiert man kooperative Online-Prozesse?
  • Wie unterscheidet sich die synchrone von der asynchronen Zusammenarbeit und Moderation?
  • Wie geht man mit schwierigen TeilnehmerInnen um?

Alle Aspekte haben einen starken praktischen Bezug und fokussieren auf die Lehr-/Lernsituation an deutschen Hochschulen.

Termin:                     02.07. – 06.08.2013
Anmeldeschluss
:     25.06.2013
Ort:                           LMS OpenOlat

Der Online-Kurs „Collaboration“  ist Teil des umfassenden Weiterbildungsprogramms der VCRP E-Cademy. Neben Online-Kursen umfasst das Programm beispielsweise auch kurze Webinare, Präsenz Workshops, Tagungen und Online-Coaching, alles rund um das Thema „E-Learning“. Weitere Infos  findet man auf der VCRP Homepage.

Erwartungen an Online-Seminare

Verändern die MOOCs die Einstellungen und Erwartungen zu Online-Kursen? Seitdem die MOOCs in der Presse mehr und mehr gehypt werden, habe ich bei den Teilnehmern von Online-Kursen eine kleine Veränderung festgestellt.  Die relativ große Unverbindlichkeit und die große Freiheit, die diese Veranstaltungen mit sich bringen, wird auch als Erwartungshaltung  an andere Formen des Online-Lernens gestellt. Das hat zum einen die Folge, dass Erwartungen an Online-Seminare und andere E-Learning Veranstaltungsformen gestellt werden, die diese weder erfüllen können noch wollen. Schnell wird E-Learning von thematischen Einsteigern mit den MOOCs gleichgesetzt. Auch haben TeilnehmerInnen mehr und mehr Schwierigkeiten, bezüglich der Aktivität und Verbindlichkeit von Online-Seminaren. Zwei Wochen Urlaub während eines fünf wöchigen Online-Seminars, ein sehr sporadisches Verfolgen des Kursgeschehens, ignorieren von Terminen und fehlende Reaktionen auf E-Mails treten inzwischen häufiger auf, als noch vor einigen Jahren. Das ist bedauerlich, da die Aktivität in einem deutlichen Zusammenhang mit dem Lernerfolg und der Zufriedenheit bezüglich des jeweiligen  Online-Seminars steht.

Ob diese Beobachtung eher zufällig ist und wenn nicht, worauf sie zurückgeführt werden kann, ist natürlich unklar. Der beobachtete Zusammenhang mit den MOOCs kann rein zufällig sein und einfach mit einer geänderten Grunderwartung zusammenhängen. Umso wichtiger ist es, dass die Breite von E-Learning mehr in den Blick der Öffentlichkeit gerät und keine Fokussierung auf eine spezifische Form das gesamte Bild verzerrt.

Online-Seminare versus MOOCs

MOOCs sind das aktuelle E-Learning Hype-Thema. Kaum einem anderen E-Learning Aspekt wird soviel Aufmerksamkeit gewidmet wie den Massively Open Online Courses. Wird E-Learning mit den MOOCs nun besser? Und was ist eigentlich neu an den MOOCs?

Stellen wir doch mal die neuen MOOCs den altgekannten Online-Seminare gegenüber:

Typisch für MOOCs (zumindest in der Grundidee) ist der kostenlose Zugang und die kostenlose Teilnahme. Für Online-Seminare muss man in der Regel bezahlen und der Zugang ist nicht offen (es sei denn als Appetizer).

MOOCs setzen auf Masse. Je mehr TeilnehmerInnen desto besser. Online-Seminare bevorzugen dagegen das Lernen in kleineren Seminargruppen. Teilweise gibt es auch Höchstgrenzen. Mehr als 35 TeilnehmerInnen findet man selten .

Da MOOCs für jeden offen sind, ergibt sich eine sehr große Heterogenität der Teilnehmenden (vom Schüler bis zum Rentner). In Online-Seminaren wird bereits im Vorfeld eine deutlichere Zielgruppe angesprochen und eine größere Homogenität angestrebt ,

MOOCs betonen das Lernen im eigenen Tempo und Stil (besonders die xMOOCs) während Online-Seminare ein gemeinsames Lernen betonen.

xMOOCs betonen das unabhängige Lernen, cMOOCs das vernetzte Lernen, während Online-Seminare das kooperative Lernen im Fokus haben und somit näher an den cMOOCs sind.

MOOCs haben, zumindest aktuell, eher Event-Charakter, während Online-Seminare eher das ernsthafte Lernen betonen, auch wenn vielfältige aktivierende und auch gamebasierte Methoden eingesetzt werden (können).

Die meisten MOOCs dauern viele Wochen oder Monate. Typisch ist eine Semesterdauer.  Online-Seminare dauern zwar auch wegen der Asynchronität mehrere Wochen, sind aber in der Regel deutlich kürzer als MOOCs.

Online-Seminare setzen vor allem auf eine einfache Technik, nach dem Motto „keep it simple“ und kommen wenn nötig, sogar nur mit einem Forum aus. xMOOCs dagegen betonen vor allem die Video-Komponente und cMOOCs setzen besonders auf die Web 2.0 Werkzeuge.

Der Online-Content spielt bei Online-Seminaren eine untergeordnete Rolle. Ob Material bereitgestellt wird und wenn ja in welcher Form ist für Online-Seminare sekundär. Dagegen spielt das Lehrmaterial besonders bei den xMOOCs eine zentrale Rolle. Videos und Multimedia sind hier wichtig.

Für Online-Seminare ist eine aktive Mitarbeit der Lernenden ein zentrales Element. Lurker werden, wenn überhaupt, nur bedingt geduldet und behindern eher das Lernen der Gesamtgruppe. In MOOCs sind Lurker eher die größte Gruppe und stören nicht weiter, da keine wirkliche Zusammenarbeit erforderlich ist und immer noch genug Aktive übrigbleiben.

Online-Seminare orientieren sich eher am Seminarprinzip, während xMOOCs sich stark am klassischen Vorlesungsformat anlehnen.

In Online-Seminaren spielt die tutorielle Betreuung, die Moderation und der persönliche Kontakt eine wichtige Rolle. Eher passive TeilnehmerInnen werden gezielt angesprochen und motiviert. In MOOCs ist das eher nicht der Fall.

In Online-Seminaren kann der Tutor viel stärker und individueller auf die Lernenden eingehen und auch noch den Verlauf schnell anpassen. In MOOCs wird eher die Linie der Organisatoren durchgezogen, insbesondere bei den Content-orientierten xMOOCs

Fazit: MOOCs erweitern die E-Learning Landschaft um eine weiteres Gestaltungsprinzip, ohne dabei bewährte Makromethoden wie Online-Seminare ersetzen zu können.  Die Offenheit und der kostenlose Zugang sind klare Stärken von MOOCS (die Frage ist nur, wie lange noch  ;-) )

Der größte Vorteil aber ist, dass durch die MOOCs das Thema E-Learning wieder stärker in die Öffentlichkeit gerückt ist. Man muss nur aufpassen, dass nun nicht sämtliche E-Learning Varianten mit MOOCs gleichgesetzt werden. E-Learning hat deutlich mehr zu bieten als ausschließlich MOOCs.