Nachlese Online-Educa

Die Online-Educa ist inzwischen zu Ende und viele Eindrücke warten darauf noch verarbeitet zu werden. Auch wenn ich eigentlich versucht habe, mich nicht am Mainstream zu orientieren, kam man um das Thema MOOCs nicht herum. Interessant fand ich aber vor allem die eher kritische Sicht auf diese Online-Variante.

In den vielen Diskussionen wurde vor allem deutlich, dass MOOCs sehr gerne als Aufhänger für andere Dinge verwendet werden. Nach dem Motto, Hauptsache wir nennen es mal MOOC. Dabei können die Basiselemente wie Masse oder Offenheit schon mal schnell aus dem Blick geraten. Aber gerade diese beiden Aspekte sind doch eigentlich das spannende von MOOCs, sofern ein sinnvolles Lernen in der Masse wirklich möglich ist, was auch nicht für jeden MOOC gilt. Schön war auch der Hinweis, dass MOOCs gerne verwendet werden, damit der Professor international bekannter wird. Ich denke, da ist was dran.

Aber letztendlich sind MOOCs schon wieder auf dem absteigenden Ast. Als neue, und bessere Alternative kommen nun die SPOCs, die „Small private online courses“. Mmmhh, kommt einen das nicht irgendwie bekannt vor? Man denke da mal an die seit vielen Jahren bekannten und eingesetzten Online-Seminare, aber das ist sicherlich was ganz anderes ;-).

Video-Seminare

Es ist schon spannend, was im E-Learning Bereich alles als Neuigkeit oder gar als neue Form des Lernens auftaucht. So fand ich  vor kurzem in der Zeit das Thema „Video-Seminare“  in dem Artikel „Weiterbildung vom Sofa aus„.Was auf dem ersten Blick interessant klingt, ist auf dem zweiten Blick ein altern Hut. Die Grundidee der Verwendung von Lehrvideos erinnert an das gute alte Telekolleg.  Auch die aktuellen xMOOCs setzen besonders auf den Einsatz von Videos, binden diese aber in ein größeres Konzept ein, zumindest sollte dies der Fall sein ;-) . Auch in Youtube und  ähnlichen Plattformen findet man unzählige Videos aus denen man tatsächlich etwas lernen kann. Soweit so gut.

Aber müssen es wirklich Video-Seminare sein? Letztenlich handelt es sich bei Videos genau wie bei Podcasts, Büchern oder Hypertexten lediglich um den Content, der vermittelt werden soll. Inwieweit unterscheidet sich also der Besuch eines Video-Seminars vom Besuch in der Bibliothek oder dem Hören eines Podcasts? Was bei all den Content fokussierten Angeboten meist stark vernachlässigt wird, ist der eigentliche Lernprozess. Nur die Darbietung von Content reicht bei weitem nicht aus. Berücksichtigen sollte man auf jeden Fall die aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten, z.B. in Form von Reflexionsfragen, kleinen Aktionen oder Aufgaben mit Feedback, thematischen Diskussionen usw. . So können die Videos ihr Potenzial entfalten. Integriert man Lernvideos in andere aktive oder problembasierte Lehr-/Lernsettings z.B. in Online-Seminare oder Webquests, dann können sie einen wirklichen Mehrwert bieten.

Online-Collaboration

Gerade durch die Zunahme von Social Media rückt auch die Zusammenarbeit im Rahmen von Lehr-/Lernprozessen wieder mehr in den Vordergrund. Übersehen wird dabei, dass es sich beim kollaborativen online-basierten Lernen nicht um ein neues Konzept handelt, sondern, dass die Wurzeln bereits weit zurückreichen. Unter dem Stichwort CSCL (Computer Supported Cooperative/Collaborative Learning) wurden bereits früh entsprechende Ansätze entwickelt, die heute noch ihre Gültigkeit haben, auch wenn sich die Werkzeuge teilweise etwas geändert haben. Der Virtuelle Campus Rheinland-Pfalz greift in seinem nächsten Online-Seminar das Thema „Collaboration – Kooperative Methoden und virtuelle Betreuung“ auf. Dabei geht es um Fragen wie

  • Wie moderiert man kooperative Online-Prozesse?
  • Wie unterscheidet sich die synchrone von der asynchronen Zusammenarbeit und Moderation?
  • Wie geht man mit schwierigen TeilnehmerInnen um?

Alle Aspekte haben einen starken praktischen Bezug und fokussieren auf die Lehr-/Lernsituation an deutschen Hochschulen.

Termin:                     02.07. – 06.08.2013
Anmeldeschluss
:     25.06.2013
Ort:                           LMS OpenOlat

Der Online-Kurs „Collaboration“  ist Teil des umfassenden Weiterbildungsprogramms der VCRP E-Cademy. Neben Online-Kursen umfasst das Programm beispielsweise auch kurze Webinare, Präsenz Workshops, Tagungen und Online-Coaching, alles rund um das Thema „E-Learning“. Weitere Infos  findet man auf der VCRP Homepage.

Erwartungen an Online-Seminare

Verändern die MOOCs die Einstellungen und Erwartungen zu Online-Kursen? Seitdem die MOOCs in der Presse mehr und mehr gehypt werden, habe ich bei den Teilnehmern von Online-Kursen eine kleine Veränderung festgestellt.  Die relativ große Unverbindlichkeit und die große Freiheit, die diese Veranstaltungen mit sich bringen, wird auch als Erwartungshaltung  an andere Formen des Online-Lernens gestellt. Das hat zum einen die Folge, dass Erwartungen an Online-Seminare und andere E-Learning Veranstaltungsformen gestellt werden, die diese weder erfüllen können noch wollen. Schnell wird E-Learning von thematischen Einsteigern mit den MOOCs gleichgesetzt. Auch haben TeilnehmerInnen mehr und mehr Schwierigkeiten, bezüglich der Aktivität und Verbindlichkeit von Online-Seminaren. Zwei Wochen Urlaub während eines fünf wöchigen Online-Seminars, ein sehr sporadisches Verfolgen des Kursgeschehens, ignorieren von Terminen und fehlende Reaktionen auf E-Mails treten inzwischen häufiger auf, als noch vor einigen Jahren. Das ist bedauerlich, da die Aktivität in einem deutlichen Zusammenhang mit dem Lernerfolg und der Zufriedenheit bezüglich des jeweiligen  Online-Seminars steht.

Ob diese Beobachtung eher zufällig ist und wenn nicht, worauf sie zurückgeführt werden kann, ist natürlich unklar. Der beobachtete Zusammenhang mit den MOOCs kann rein zufällig sein und einfach mit einer geänderten Grunderwartung zusammenhängen. Umso wichtiger ist es, dass die Breite von E-Learning mehr in den Blick der Öffentlichkeit gerät und keine Fokussierung auf eine spezifische Form das gesamte Bild verzerrt.

Online-Seminare versus MOOCs

MOOCs sind das aktuelle E-Learning Hype-Thema. Kaum einem anderen E-Learning Aspekt wird soviel Aufmerksamkeit gewidmet wie den Massively Open Online Courses. Wird E-Learning mit den MOOCs nun besser? Und was ist eigentlich neu an den MOOCs?

Stellen wir doch mal die neuen MOOCs den altgekannten Online-Seminare gegenüber:

Typisch für MOOCs (zumindest in der Grundidee) ist der kostenlose Zugang und die kostenlose Teilnahme. Für Online-Seminare muss man in der Regel bezahlen und der Zugang ist nicht offen (es sei denn als Appetizer).

MOOCs setzen auf Masse. Je mehr TeilnehmerInnen desto besser. Online-Seminare bevorzugen dagegen das Lernen in kleineren Seminargruppen. Teilweise gibt es auch Höchstgrenzen. Mehr als 35 TeilnehmerInnen findet man selten .

Da MOOCs für jeden offen sind, ergibt sich eine sehr große Heterogenität der Teilnehmenden (vom Schüler bis zum Rentner). In Online-Seminaren wird bereits im Vorfeld eine deutlichere Zielgruppe angesprochen und eine größere Homogenität angestrebt ,

MOOCs betonen das Lernen im eigenen Tempo und Stil (besonders die xMOOCs) während Online-Seminare ein gemeinsames Lernen betonen.

xMOOCs betonen das unabhängige Lernen, cMOOCs das vernetzte Lernen, während Online-Seminare das kooperative Lernen im Fokus haben und somit näher an den cMOOCs sind.

MOOCs haben, zumindest aktuell, eher Event-Charakter, während Online-Seminare eher das ernsthafte Lernen betonen, auch wenn vielfältige aktivierende und auch gamebasierte Methoden eingesetzt werden (können).

Die meisten MOOCs dauern viele Wochen oder Monate. Typisch ist eine Semesterdauer.  Online-Seminare dauern zwar auch wegen der Asynchronität mehrere Wochen, sind aber in der Regel deutlich kürzer als MOOCs.

Online-Seminare setzen vor allem auf eine einfache Technik, nach dem Motto „keep it simple“ und kommen wenn nötig, sogar nur mit einem Forum aus. xMOOCs dagegen betonen vor allem die Video-Komponente und cMOOCs setzen besonders auf die Web 2.0 Werkzeuge.

Der Online-Content spielt bei Online-Seminaren eine untergeordnete Rolle. Ob Material bereitgestellt wird und wenn ja in welcher Form ist für Online-Seminare sekundär. Dagegen spielt das Lehrmaterial besonders bei den xMOOCs eine zentrale Rolle. Videos und Multimedia sind hier wichtig.

Für Online-Seminare ist eine aktive Mitarbeit der Lernenden ein zentrales Element. Lurker werden, wenn überhaupt, nur bedingt geduldet und behindern eher das Lernen der Gesamtgruppe. In MOOCs sind Lurker eher die größte Gruppe und stören nicht weiter, da keine wirkliche Zusammenarbeit erforderlich ist und immer noch genug Aktive übrigbleiben.

Online-Seminare orientieren sich eher am Seminarprinzip, während xMOOCs sich stark am klassischen Vorlesungsformat anlehnen.

In Online-Seminaren spielt die tutorielle Betreuung, die Moderation und der persönliche Kontakt eine wichtige Rolle. Eher passive TeilnehmerInnen werden gezielt angesprochen und motiviert. In MOOCs ist das eher nicht der Fall.

In Online-Seminaren kann der Tutor viel stärker und individueller auf die Lernenden eingehen und auch noch den Verlauf schnell anpassen. In MOOCs wird eher die Linie der Organisatoren durchgezogen, insbesondere bei den Content-orientierten xMOOCs

Fazit: MOOCs erweitern die E-Learning Landschaft um eine weiteres Gestaltungsprinzip, ohne dabei bewährte Makromethoden wie Online-Seminare ersetzen zu können.  Die Offenheit und der kostenlose Zugang sind klare Stärken von MOOCS (die Frage ist nur, wie lange noch  ;-) )

Der größte Vorteil aber ist, dass durch die MOOCs das Thema E-Learning wieder stärker in die Öffentlichkeit gerückt ist. Man muss nur aufpassen, dass nun nicht sämtliche E-Learning Varianten mit MOOCs gleichgesetzt werden. E-Learning hat deutlich mehr zu bieten als ausschließlich MOOCs.